Unsicherheit ist eine schlechte Voraussetzung für ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch.
Erstmals seit 1945 sind mehr als eine halbe Million Menschen arbeitslos oder in Schulung. Für viele kam die Arbeitslosigkeit plötzlich, einige wird es vermutlich nach dem Ende der staatlich unterstützen Kurzarbeit noch treffen. Und ein großer Teil ist aufgrund des ersten Corona-Lockdowns ab 16. März des Vorjahres nicht nur für einige Wochen oder Monate in die Arbeitslosigkeit geschlittert, sondern für bald ein ganzes Jahr. Sie gelten somit als Langzeitarbeitslos: Deren Anzahl lag Ende Dezember laut Arbeitsmarktservice (AMS) bei rund 137.000, was ein Plus von 37,3 Prozent gegenüber dem Jahr davor entspricht.
Das Fatale dabei: „Wenn man seinen Job im Lockdown verliert, verliert man damit viele seiner sozialen Kontakte“, sagt Braun im Gespräch mit der „Wiener Zeitung“. Diese Kontaktemotionen, wie Braun sie nennt, seien aber notwenig, um rege zu bleiben – und zwar auch die negativen, also wenn man sich zum Beispiel über einen Kollegen oder seine Chefin aufregt.
Hilflosigkeit, Kontrollverlust und Angst, geschürt durch gefährdete Grund- und Existenzbedürfnisse, seien die Folge. Alles schlechte Voraussetzungen dafür, bei einem Vorstellungsgespräch selbstsicher aufzutreten und damit die Chancen auf die neue Stelle zu erhöhen. Denn Arbeitslosigkeit beeinträchtige sämtliche menschlichen Bedürfnisse und Motivationen, begonnen von physiologischen und Sicherheitsbedürfnissen bis hin zur Selbstverwirklichung, so Braun. Sie könnte daher zusätzlich eine posttraumatische Belastung auslösen.
Daher sei es unumgänglich und wichtig, gewisse Punkte zu beachten, sobald man plötzlich arbeitslos und vielleicht sogar langzeitarbeitslos ist. Wichtig sei sein Schicksal zu akzeptieren und es nicht als ERgebnis eines persönlichen Defizits zu sehen. Außerdem sollte man die „Größenordnung bewahren“, sagt Braun: Aufgrund der sozialen Unterstützungen seien die Grundbedürfnisse nicht per se gefährdet, und mitunter biete sich die Möglichkeit der Fort- und Ausbildung.
Essentiell sei jedoch, seinem Leben weiterhin Struktur und Ordnung zu geben, ein Tagesskelett, an dem man sich orientiert. „Man sollte etwa siebeneinhalb Stunden schlafen, zu einer fixen Zeit aufstehen und jeden Tag gewisse Programmpunkte wie Sport nach dem Frühstück absolvieren“, sagt Braun. Ein Punkt sollte auch sein, etwas für einen Menschen zu tun, dem es noch schlechter gehe als einem Selbst.